Bericht 2020

Unser 6. Rundbrief

Liebe Spender, liebe Freunde und Nepal-Interessierte,
im November und Dezember 2019 reisten wir wieder zu unseren Freunden in Nepal, um den Fortgang der Projekte zu sehen und neue Vorhaben anzugehen. Kalli wohnte wie immer im Haus von Familie Manandhar und Kalle bei unserem Nepali Vereinsmitglied N.P. Bhusal.

Zeltprojekt für den Stamm der Raute in Westnepal.
Im letzten Rundbrief berichteten wir davon, dass wir auf Anfrage des Büros des Vizepräsidenten von Nepal Hon.N.B.Pun die Waldnomaden vom Stamm der Raute in Westnepal mit unseren großen Zelten versorgen wollten. Wir übergaben letztes Jahr schon mal 6 Zelte zum Ausprobieren an das Büro des Vizepräsidenten und hatten nun in der Zwischenzeit weitere 11 Zelte von unserem Zeltmacher in Kathmandu herstellen lassen. Es stellte sich heraus, dass die Zelte das ganze Jahr im Vizeministerium abgelegt waren und die Raute nie erreicht hatten.
Wir stellten unser Team aus Freiwilligen zusammen: Dr. Panthi vom letzten Jahr und neu ganz besonders erfreulich, Dr. Laxmi Gurung, deren Medizinstudium wir finanziert haben und die jetzt ihr Staatsexamen bestanden hat. Dazu 2 Krankenschwestern, Dawa Lhomu Sherpa und Dawa Dolma Baijee, deren Ausbildung wir gefördert haben. Außerdem begleiteten uns Narayan P. Bhusal, der Zeltmacher Dinesh, Jagendra Chhantyal als Vertreter des Vizepräsidenten und unsere Dolmetscherin Frau Karki, die einen Hilfsverein für die Raute leitet und persönliche Beziehungen zu den Raute hat.

In 2 Jeeps fuhren wir von 6:00 Uhr früh bis 22:00 mehr als 600 km durch Nepal und stellten uns am nächsten Morgen beim Bürgermeister von Guranse vor.

Das Lager der Raute lag auf einer Lichtung nicht weit der Jeepstrasse, 48 Laubhütten und bestimmt 200 Bewohner, davon die Hälfte Kinder.

Sie ahnten nichts von unserem Kommen und blieben zunächst sehr skeptisch

Es kam uns vor wie eine Begegnung mit den Jägern und Sammlern aus der Steinzeit: Niemand trug Schuhe, die Kleidung aus Tüchern, kein Strom, keine Handys, keine Uhren, kein Anbau von Nahrung, kein Vieh, Wasser muß von weither getragen werden. Die Hütten aus Laub mit etwas Stoff darüber, die Betten aus Gras.

Ein Bett aus Gras in der Laubhütte

Behandlung aus dem Arzneikoffer

Das Erste was sie uns mitteilten: „Wir brauchen keine Zelte“. Niemand hatte sie zuvor darüber informiert. Sie verstanden nicht die Idee einer festen Behausung, kamen dann aber doch zahlreich in unser Behandlungszelt.
Wir stellten ein zweites Zelt als Schulraum auf. Es gab eine Nepali Lehrerin, die auch in der Sprache der Raute unterrichten kann. Sie sagte, manchmal kämen ein oder zwei Kinder, es seien auch schon mal 16 da gewesen. Allgemein gibt es reichlich Angebote von der Regierung, die Raute zu „integrieren“

Die skeptischen Führer der Raute

Unser Eindruck: Ratlosigkeit im Angesicht einer archaischen Gesellschaft die vollkommen in und von der Natur lebt und deren Kultur und Lebensweise akut bedroht ist. Niemand weiß einen Ausweg. Betroffen sind wir am selben Tag wieder zurück in die Jetztzeit in ein Nepali Dorf gefahren, während die Raute Männer dem selbstgebrauten Alkohol reichlich zusprachen…

Projektarbeit in Jaubari
Nach dem Treffen mit den Raute sind wir mit unserem Team auf Einladung des Dorfes nach Jaubari gefahren. Unser Ingenieur und Nepali Vereinsmitglied N.P. Bhusal war gebeten worden, sich um die Wasserversorgung eines Nachbardorfes zu kümmern, da die armen Bauern vom unterprivilegierten Stamm der Magar keinen Zugang zu sauberem Wasser haben.

Ein altes Rundhaus im Dorf

N.P. Bhusal berät die Dörfler

Die Mitarbeiterinnen des sehr aktiven Health Posts baten uns um eine Sprechstunde mit unseren drei Ärzten. Alle beteiligten sich rege und so haben wir bis abends 150 Menschen untersucht und behandelt.

Dr. Laxmi Gurung behandelt Patienten im Health Post

Jagendra Chhantyal, der Vertreter des Vizepräsidenten

Ein Wasserbauprojekt ist für 2020 geplant und die Einladung des Dorfes zur erneuten Sprechstunde haben wir gerne angenommen.

Trinkwasserprojekt in Thulo Parcel

Noch wird das Wasser in Kanistern herangetragen

Unser Trinkwasserprojekt in Thulo Parcel ist inzwischen weit vorangeschritten. Die drei km lange Leitung von der Quelle bis ins Dorf zum Hauptvorratstank liegt, das Wasser läuft, ein zweiter Tank ist ebenfalls fertig. Damit kann nun die nächste und abschließende Phase des Projektes beginnen: Die Installierung einer Pumpenanlage zur Versorgung eines weiteren Dorfteiles mit 22 weiteren Haushalten. Die Eigeninitiative und Mitarbeit der Dorfgemeinschaft unter Führung von Binod Magar ist überwältigend. Mit vielen Dankesworten und schweren Blumenketten wurden wir verabschiedet. Den Dank geben wir sehr gerne an unsere Unterstützer und Spender weiter.

Der große Tank ist fertig

So vel Ehre, schwer zu tragen

Tenisha Rai

Über diese Brücke geht es in den Slum

Tenisha lebt mit ihren Eltern und der kleinen Schwester im Slum hinter dem Flughafen von Kathmandu. Als Baby hat sie durch eine Verbrennung am offenen Herdfeuer das linke Bein oberhalb des Knies und den rechten Fuß verloren. Wir betreuen sie seit fünf Jahren medizinisch und zahlen das Schulgeld für eine gute Schule. Ihre Prothese aus dem 3d-Drucker muss angepasst werden, da das linke Bein ohne die Wachstumsfuge viel langsamer wächst als das rechte.

Die Familie ist aus ihrem beengten und sehr kleinen Zimmer in eine größere Einraumwohnung gezogen und der Vater hat an der Hauptstrasse im Slum einen kleinen Laden eröffnet.

Nepaltag 2019 in der Steinmühle am Sitz des Vereins in Lemgo
In der Steinmühle haben wir am 9. März 2019 einen Informationstag zu Nepal und zu unseren Projekten veranstaltet. Neben allgemeinen Infos zu Nepal standen im Besonderen unsere Projekte im Fokus. Fototafeln, Lichtbilderschau und Vorträge über den ganzen Nachmittag. Weitere Höhepunkte waren unser umfangreicher Bazar mit ausgewählten nepalischen Handarbeiten und dann natürlich unsere Cafeteria mit Köstlichkeiten aus Nepal, die von unseren Nepali Freunden in Lippe, Ganesh, Kishan und Kumar zubereitet wurden.

Mehr als zweihundert Besucher zeigten, dass unsere Arbeit ein weites Interesse gefunden hat.
Die Grundidee unseres Hilfsprojekts ist weiterhin Hilfsprojekte nur auf Wunsch der Nepali anzugehen und überwiegend mit Nepali Mitarbeitern tätig zu sein und wenn immer möglich in Nepal hergestellte Produkte zu verwenden
Unsere nächste Reise ist für den Herbst geplant. Wir benötigen Spenden für das Wasserprojekt in Jaubari und für den Einkauf von Medikamenten für die geplanten Health Camps.

Beste Grüße von Kalli Wulff und Karl-Ludwig Tracht

Bildergalerien

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